Der Lauf des Lebens

„Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendetwas zu werden.
Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind,
sodass wir das sein können, wofür wir bestimmt sind.“
(Paulo Coelho)

In diesem Jahr lief nicht viel, zumindest nicht im Rahmen von Wettkämpfen.
Sportlich waren wir aber auch in diesem Jahr sehr aktiv. Viele Sportler brauchen den Wettkampf, müssen sich mit anderen Läuferinnen und Läufern messen, oft auch in Kombination mit den Gewalten der Natur oder eben sich selbst bei Berg- oder Ultraläufen. Dieses Jahr war dies jedoch nicht möglich, denn die Natur, genau genommen ein kleines unsichtbares Virus, hat uns alle in die Schranken gewiesen. (Fast) Alle Wettkampfläufe wurden abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben. Traurige Gesichter, Ratlosigkeit bei den Teilnehmern; bei den Veranstaltern zudem mitunter auch noch die bange Angst um die Existenz.

Dieses Jahr hat uns gezeigt, dass Pläne nicht immer helfen, dass wir flexibel denken und handeln können sollten und auch im Kopf nicht stecken bleiben in festen Gewohnheiten, Gegebenheiten, Routine oder Traditionen. Uns als Läufer*innen hat das Jahr, in dem so viel über Gesundheit und gesunde Lebensweisen diskutiert wurde, gezeigt, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes den richtigen Weg eingeschlagen haben. Es hat uns aber auch Möglichkeiten eröffnet, uns Zwängen eines Wettkampfes zu entziehen und uns um des Laufens Willens auf die wirklich schöne und wichtigste Seite daran zu fokussieren. Wer sich in diesem Jahr im Kopf frei gemacht und auf alte wie auch neue Laufwege begeben hat, sollte die Schönheit der Natur wiederentdeckt haben: den morgendlichen Nebel auf Wiesen und Feldern, die wunderbaren Farben des Himmels beim Sonnenauf- oder -untergang, Wildtiere in Ruhe oder Aktion, blühende Wildblumen am Wegesrand oder einfach die prächtig erblühende Blumenrabatte des Nachbars und hinzukommend die vielen herrlichen, oft nicht mehr wahrgenommenen Gerüche der Natur.

In diesem Jahr lag bzw. liegt neben vielen schrecklichen persönlichen Schicksalen sowie negativen Erlebnissen und Erkenntnissen bei genauer Betrachtung aber auch eine Chance: wenn nicht allen (z.B. im Gesundheitswesen Tätigen), aber vielen Menschen wurde reichlich Zeit zuteil, z.B. zum Nachdenken, um in Ruhe Entscheidungen zu treffen und nicht so beiläufig wie sonst, zum Genießen von Familie, Haus, Hof, Garten, Balkon oder Terrasse, Zeit für Dinge, die sonst immer wieder aufgrund zu voller Terminkalender geschoben wurden. Dieses Jahr hat uns alle vor Hürden gestellt, Sportler*innen als auch Menschen, die mit Sport nichts am Hut haben, und wir alle waren und sind immer noch gezwungen, diese Hürden zu meistern. So gesehen hatten wir also alle in diesem Jahr einen großen Lauf; manche sogar den Lauf ihres Lebens.

Die Arbeitsgemeinschaft Lauf an der Evangelischen Grundschule durfte und konnte trotz bestehender Einschränkungen viel aktiv sein, der Schlossinsellauf wurde vom Wettkampf zum großen Lauftreff und die Sportfreizeit wurde statt im Mai im September durchgeführt. Für alle unsere sportlichen Projekte wurden kreative Lösungen gefunden, um sie unter diesen besonderen Umständen durchführen zu können. Mit der nötigen Zuversicht, etwas Mut und der Kreativität unseres Teams haben wir wieder viel erreicht. Wir haben Sponsoren an unserer Seite, die auch dann stützend, helfend und wegweisend an unserer Seite stehen, wenn es eng wird.
Dafür sagen wir Danke!

2021 wird absehbar anders starten, als wir es gewohnt sind. Leiser, besinnlicher, vielleicht achtsamer und mit Sicherheit in Gedanken bei denen, denen es derzeit nicht so gut geht.

Der Vorstand des Evangelischen Schulvereins Lübben und das Team Schlossinsellauf wünschen allen, die sich uns verbunden fühlen, ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gesundes, sportliches und natürlich auch musikalisches Jahr 2021.

Weihnachten
Ich sehn‘ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

(Hermann Hesse)